BS OS Presseabteilung

Ein wunderbar ungewöhnliches Klangerlebnis hat man schon, wenn man sich die Platten von The Notwist zu Gemüte führt. Im Konzert setzen die Weilheimer sich dann aber endgültig die Indie-Krone auf. Das erste Mal darf man beim Betrachten der Instrumente auf der Bühne staunen. Neben Gitarren, Bass und Schlagzeug entdeckt man diverse Synthesizer und Elektronik-Kram und darüber hinaus dann noch eine Tuba, ein Alt-Saxofon, verschiedene Percussion-Instrumente, ein Harmonium mit Blasebalg und ein wirklich wunderschönes und sehr großes Vibraphon. Zunächst ganz leise startet die Band dann zu siebt, man hat gar nicht richtig mitbekommen, dass sie auf die Bühne gekommen sind. Es ist dunkel, als die ersten ruhigen und sphärischen Klänge durch das westand fließen. Die Band ist hochkonzentriert und in ständiger Kommunikation miteinander, Anfänge und Enden von Songs verschwimmen häufig und vor allem werden immer wieder neue Elemente in Songs gemischt, die sich sowieso schon durch einen Genre-Mix auszeichnen. Bei "Pilot" gibt es zum Beispiel einen Techno-Ausflug, nur um dann völlig glatt wieder in den typischen Indietronica-Sound zurückzukehren. An diesem Abend gibt es wirklich alles: Indie-Rock, Folk, Dub, experimentellen Free-Jazz, Electronica und sogar einen Song aus der frühen Hardcore-Punk Phase der Band. Welcher Klang von welchem Instrument erzeugt wird, lässt sich teilweise nicht eindeutig zuordnen und über allem sorgt die Stimme von Markus Acher in Kombination mit den oft melancholischen Melodien für diese Wohlfühlmomente, in die man sich als Zuhörer*in wunderbar reinfallen lassen kann. Auch wenn man die Band schon viele Jahre kennt, überrascht sie einen live immer wieder mit neuen Facetten. Die Klangteppiche wirken niemals überfrachtet, jedes Instrument kommt zur Geltung, der Sound ist fantastisch transparent. Das Publikum feiert diesen wilden Mix, es wird von der ersten bis zur letzten Reihe getanzt, jeder Song ausgiebig bejubelt. In den ruhigen Phasen ist das Publikum mucksmäuschenstill, um sich dann im nächsten Moment wieder rhythmisch zu wiegen oder auch ein zackiges Tänzchen aufs Parkett zu legen. Als nach den üppigen Zugaben das Licht wieder angeht, sieht man ausnahmslos glückliche Gesichter. Wenn The Notwist jeden Monat in Braunschweig spielen würden, ich wäre immer dabei. Diese Band ist ein Fest und ein Genre für sich. Bilder: Michael „Arni“ Arnold Text: Maren Haas